Behauptung, Vorurteil, Propaganda:
"Aber im letzten Jahr konnten zigtausende Lehrstellen nicht besetzt werden!"
Gegendarstellung:
Das wird zumindest behauptet. Überprüfen lässt sich das kaum. Auf jeden Fall gibt es jede Menge Karteileichen (längst besetzte Lehrstellen werden nicht gemeldet). Und dann sollte man sich die angeblich unbesetzten Lehrstellen doch bitte einmal genauer ansehen. Sind zukunftsträchtige Berufe darunter? Sind die Aussichten gut, im erlernten Beruf eine fair bezahlte Vollzeitstelle zu bekommen?
Auch das
berufliche Image spielt heute eine große Rolle (oft zu
Unrecht). Warum einen traditionellen handwerklichen Beruf erlernen,
wenn es doch viel angesagter ist, ein "Informationstechniker" zu
sein. Aber auch solche Probleme löst man auf Dauer nicht
über die Einwanderung von genügsamen Ausländern,
sondern über die tarifliche Entlohnung.
Anfang 1970 suchte ein Bekannter von mir eine Stellung als
Buchdrucker. Auf seine Kleinanzeige hin meldeten sich 64 seriöse
Druckereien, die sich gegenseitig mit Sondervergütungen zu
übertrumpfen suchten (Gehalt 20 % über Tarif, dazu
Firmenwohnung zum halben Marktpreis, Erstattung der Umzugskosten,
Gratis-Kantinenessen usw.).
Damals ging
das alles. Kein Unternehmer hat gejammert, er könne das nicht
bezahlen. Damals hatten wir halt eine echte (nicht vorgegaukelte)
Vollbeschäftigung und eine echte Marktwirtschaft. Das
funktionierte, weil alle Staaten sich durch Zölle dem
knallharten globalen Lohn- und Steuerdumping entzogen.
Nichts spricht dagegen, auf diesen Pfad der Tugend und Vernunft
zurückzukehren. Anstatt süffisant von der benebelnden
Weltoffenheit zu faseln und über Freihandelszonen weitere
Abhängigkeiten zu schaffen, sollte man lieber wieder die
Zölle anheben.
Impressum
© Manfred Julius Müller, Flensburg
Anmerkung:
Der Sinn einzelner Thesen erschließt sich oft erst im
Zusammenhang mit anderen Artikeln des Autors. In einem einzelnen
Aufsatz können nicht jedesmal alle Hintergründe und
Grundsatzüberlegungen erneut eingeflochten werden.
Bücher
von Manfred Julius Müller
Ineinandergreifende,
sich gegenseitig bestätigende Vorurteile, Lebenslügen und
frisierte
Statistiken
sind die Ursachen eines seit 1980 anhaltenden schleichenden
Niedergangs.